
Ausstellungseröffnung „Gerettet auf Zeit – Kindertransporte nach Belgien 1938/1939“
Bewegende Berichte zweier Zeitzeugen
Am 29.04.2025 wurde in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen bei der Europäischen Union die Ausstellung „Gerettet – auf Zeit. Kindertransporte nach Belgien 1938/1939“ in Kooperation mit der Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens in Brüssel feierlich eröffnet.
Die Ausstellung ist ein Projekt des Lern- und Gedenkorts Jawne in Köln und widmet sich einem bislang wenig bekannten Kapitel der NS-Zeit: den Kindertransporten nach Belgien in den Jahren 1938/1939. Rund 1.000 jüdische Kinder konnten über Aachen und Herbesthal vor der Verfolgung im Deutschen Reich fliehen – eine Rettung, die mit der deutschen Besetzung Belgiens im Mai 1940 ein jähes Ende fand. Anhand von Biografien, historischen Dokumenten, Kartenmaterial und Zeitzeugenberichten erzählt die Ausstellung von mutigen Helfern, jüdischen Hilfsorganisationen – etwa dem Israelitischen Waisenhaus in Dinslaken oder dem Provinzialverband für jüdische Wohlfahrtspflege in Köln – sowie von der Rolle Kölns als zentralem Ausgangspunkt dieser Rettungsaktionen.
Sylvia Löhrmann, Beauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur, erklärte in ihrer Begrüßung, dass man die Erinnerung wachhalten müsse, um damit für die Zukunft zu lernen. Die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungskultur wurde im Anschluss seitens Dr. h.c. Katharina von Schnurbein, Koordinatorin der Europäischen Kommission zur Bekämpfung des Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens, unterstrichen. Sie beklagte ebenfalls den nicht erst seit dem Krieg im Gaza-Streifen um sich greifenden Hass gegenüber Juden.
Besonders nachdrücklich war die anschließende Diskussion mit den Zeitzeugen Regina Sluszny aus Antwerpen und Adolphe Nysenholc aus Brüssel. Beide berichteten bewegend von ihren Kindheitserfahrungen im Schatten von Flucht, Verstecken und dem Verlust der eigenen Familie. Ihre Stimmen machten das persönliche Leid ebenso sichtbar wie die Kraft derer, die halfen.
Martin Kotthaus, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Königreich Belgien, betonte in seiner Nachbetrachtung die Verantwortung Deutschlands, das Gedenken an die Opfer wachzuhalten. Er würdigte den Mut der Helferinnen und Helfer ebenso wie die Bedeutung grenzüberschreitender Bildungsarbeit. Besonders hob er den unermüdlichen Einsatz der Zeitzeuginnen und -zeugen wie Regina Sluszny und Adolphe Nysenholc hervor, die regelmäßig von den traumatischen Erfahrungen ihrer Kindheit berichten, um das Erinnern lebendig zu halten und kommende Generationen zu sensibilisieren. Moderiert wurde die Veranstaltung von Alain Kniebs (Belgischer Rundfunk (BRF)).
Die Ausstellung ist noch bis zum 08.05.2025 jeweils von 9:00 bis 16:00 Uhr in der Landesvertretung NRW in Brüssel zu besichtigen.
Dr. Kristina Wojcik, kristina.wojcik[at]lv-eu.nrw.de (kristina[dot]wojcik[at]lv-eu[dot]nrw[dot]de), Kurzwahl 871-737