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Ukraine: Veranstaltung zur Medienarbeit in Kriegszeiten

Ukraine: Veranstaltung zur Medienarbeit in Kriegszeiten

Ukrainische Journalisten aus Cherson, Sumy und der östlichen Ukraine berichten über ihre Arbeit 

Am 12.11.2025 fand in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalens bei der Europäischen Union die Veranstaltung „Ukraine Media Talk – Stories from the Frontline“ statt. Organisiert wurde sie von der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der Deutschen Welle Akademie. Ziel war es, die besonderen Probleme journalistischer Arbeit in der Ukraine zu beleuchten und damit einen für die demokratische Entwicklung bedeutsamen Bereich ins Licht zu rücken, der sich in Kriegszeiten bedroht sieht. 

Unabhängiger Journalismus: konstitutiv für die Demokratie

Der nordrhein-westfälische Medienstaatssekretär Dr. Bernd Schulte betonte in seinem Grußwort die Bedeutung unabhängiger journalistischer Arbeit in Zeiten des Krieges. Russlands brutaler Angriffskrieg wüte nun schon mehrere Jahre, er ziele weiterhin auf die Auslöschung der Ukraine. Russland taste Prinzipien an, die Grundlage der Europäischen Union seien und nutze Desinformation gezielt als Waffe. Die Unterstützung unabhängiger Medien sei daher ein Zeichen der Solidarität für einen Bereich, der unentbehrlich sei für Demokratien. Nordrhein-Westfalen habe seit 2022 humanitäre Projekte in der Ukraine mit rund zehn Millionen Euro unterstützt und der Brutalität des Krieges so Menschlichkeit, Solidarität und konkrete Hilfe entgegengesetzt

Auch die Intendantin der Deutschen Welle, Barbara Massing, und die Leiterin des Referats D1 „Reconstruction and Accession” der Generaldirektion ENEST, Elena Višnar Malinovská, hoben die Bedeutung unabhängiger Medien für die demokratische Entwicklung und Verfassung der Ukraine hervor. Die stellvertretende Leiterin der ukrainischen Vertretung bei der Europäischen Union, Oksana Diakun, erklärte, ukrainische Journalistinnen und Journalisten leisteten unter täglicher Lebensgefahr einen Beitrag gegen Desinformation in dem von Russland geführten Informationskrieg und machten die ukrainische Gesellschaft resilienter.

Menschenjagd, Quellenschutz, Finanzierungsprobleme

In der Diskussion mit Moderator Carsten von Nahmen (Deutsche Welle) ergriffen ukrainische Journalisten aus Cherson (MOST), Sumy (Kordon.Media, Cukr) und der östlichen Ukraine (Eastern Variant, Realna Gazeta) das Wort, die – unterstützt durch kurze Videopräsentationen – über ihre Berichterstattung sprachen. Sie erklärten, sie sähen sich fortwährend unter Lebensgefahr – so gingen beispielsweise russische Streitkräfte im Gebiet Chersons gezielt aus der Distanz auf Menschenjagd, um Zivilisten und auch Journalisten zu töten, ein rekurrierendes Phänomen, das auch unter dem Begriff „Human Safari” oder „Safari Hunting” bekannt sei. Aber auch innerhalb der besetzten Gebiete gehe die russische Besatzungsmacht gleichsam auf Jagd nach Dissidenten und Informanten, weshalb man im Laufe der Jahre immer stärker darauf zu achten gelernt habe, Quellen in den Gegenden nicht zu kompromittieren, wie der Vertreter der Realna Gazeta, Andrii Dikhtiarenko, berichtete. Alle Journalisten betonten, trotz der widrigen Umstände bei ihrer Berichterstattung auf einen lokalen Fokus und die Aufrechterhaltung kritischer Standards zu achten. Sie machten darauf aufmerksam, dass unabhängiger Journalismus in der Ukraine vor der Herausforderung stehe, neue Finanzierungsquellen aufzutun.

Europäische Unterstützung: Eine wichtige Hilfe für unabhängigen Journalismus

Der Leiter der Abteilung „Policy and Learning” der Deutschen Welle Akademie appellierte zum Abschluss: Sollten die Journalistinnen und Journalisten ihre in demokratischer Hinsicht lebenswichtige Arbeit fortsetzen, bräuchten sie weiterhin − in noch größerem Maße als zuvor – Unterstützung, von Privatpersonen wie von staatlichen Partnern.