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Partnertreffen der International School for Holocaust Studies von Yad Vashem in der Staatskanzlei

Partnertreffen der International School for Holocaust Studies von Yad Vashem in der Staatskanzlei

Die Sektion für die deutschsprachigen Länder traf sich an drei Tagen im April 2024 in den Räumlichkeiten der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Mehr als 70 Teilnehmende tauschten sich über die Auswirkungen des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober 2023 und den nachfolgenden Krieg im Gazastreifen auf das Spannungsfeld zwischen zionistischen Idealen und jüdischem Leben in der Diaspora sowie über die Konsequenzen des ansteigenden Antisemitismus für die Bildungsarbeit aus. 

Ein hoffnungsvolles Zeichen war es, dass zum Hauptveranstaltungstag am 20. April mehr Teilnehmende erschienen als jemals in der Geschichte des biennal stattfindenden Partnertreffens des German Desk der Internationalen Schule für Holocaust-Studien von Yad Vashem.

Vorausgegangen war am Vortag ein vom Geschichtsort Villa ten Hompel, der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz und der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten organisierter kollegialer Austausch für die Kooperationspartner Yad Vashems, die Seminarprogramme für Erwachsene in Kooperation mit dem German Desk verantworten oder an der Durchführung beteiligt sind. 

Am Haupttag begrüßte Ministerpräsident Hendrik Wüst die zahlreichen Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch aus Österreich und der Schweiz, per Videogrußbotschaft und verwies auf die bereits 35 Jahre bestehende Zusammenarbeit der Landesregierung Nordrhein-Westfalen mit Yad Vashem, die nicht nur die meisten Partnerschulen Yad Vashems in Deutschland hervorgebracht hat, sondern im Jahr 2014 auch mit der ersten Absichtserklärung einer Landesregierung besiegelt wurde.    

Die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen wandte sich ebenfalls per Videobotschaft an die versammelten Lehrerinnen und Lehrer sowie Vertreter aus Bildung und Erziehung, Polizei und Justiz, Erinnerungskultur und Antisemitismus-Bekämpfung, Stiftungen und Verwaltung. Frau Leutheusser-Schnarrenberger würdigte deren Arbeit besonders angesichts der Diskursverschiebung in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023 und der neuen Dynamik in der antisemitischen und anti-israelischen Artikulation und Taten. 

Minister und Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski, kam mit den Teilnehmenden persönlich ins Gespräch. Er kritisierte aufs Schärfste die Grenzverwischungen durch Vergleiche mit der Judenvernichtung während des Dritten Reiches, die Schuldumkehr und den Genozidvorwurf gegen den jüdischen Staat nach dem völkerrechtswidrigen Angriff der Hamas auf Israel. Gleichzeitig betonte er die Wichtigkeit, in der „Holocaust-Education“ und in der „Antisemitismus-Erziehung“ Menschen mit Migrationshintergrund abzuholen, die ihre eigenen Flucht- und Opfergeschichten besitzen, sich nicht für die Shoa verantwortlich fühlen, sich selbst manchmal gar als „indirektes Opfer“ der Schoa betrachten, und aus Kulturkreisen stammen, in denen das jüdische Volk als Erzfeind angesehen und die Vernichtung Israels propagiert wird.

In den zweitägigen Workshops und Vorträgen diskutierten Dr. Birte Hewera und Anne Lepper vom German Desk Yad Vashem die aktuellen Entwicklungen der Zusammenarbeit. Dr. Gil Yaron vom Landesbüro Israel warf einen historischen und aktuellen Blick auf die Frage, wo auf der Welt Platz für Jüdinnen und Juden ist, während sein Stellvertreter Dr. Nikolaj Beier das Solidaritätsprogramm „Shalom - Chaveruth“ vorstellte, welches die Landesregierung NRW infolge des Terrorangriffs der Hamas ins Leben gerufen hat. Malte Holler vom Bildung in Widerspruch e.V. reflektierte die aktuellen Herausforderungen antisemitismuskritischer Bildung in einem Vortrag und vertiefte dies in einem Workshop zum aktuellen Antisemitismus als Thema in der Schule. Daneben war auch Zeit, ausgewählte Projekte wie die des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums Münster, der Polizeiakademie Niedersachsen und der OeAD Agentur für Bildung und Internationalisierung Wien vorzustellen. Eine gemeinsame Fahrt zum Erinnerungsort Alter Schlachthof in Düsseldorf rundete das Partnertreffen ab.

Den Teilnehmenden wurde Raum für gegenseitigen Austausch und Vernetzung geben sowie für das Kennenlernen neuer Projekte in diesen herausfordernden Zeiten. Die Austragung in der Staatskanzlei verlieh der Veranstaltung mit dem würdigen Rahmen auch das nötige äußerliche Gewicht für die verhandelten Themen und festigte die Zusammenarbeit zwischen der Landesregierung NRW und der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem noch mehr – oder wie es Dani Dayan, Vorstandsvorsitzender von Yad Vashem, ausdrückte: „Moreover, the symbolism of hosting this event in the Representative Chambers of the State Chancellery has sent out a signal of solidarity and provided further proof of our strong connection with North Rhine-Westphalia.“