Aufwachsen im Netz: der digitale Spielplatz
Lebhafte Diskussion über aktuelle Herausforderungen bei der Nutzung von Social Media bei Kindern
Am 11.09.2024 fand in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen bei der Europäischen Union eine Diskussion unter dem Titel Aufwachsen im Netz: der digitale Spielplatz“ statt. Zu Schulanfang 2024 gab es in einigen Mitgliedstaaten erstmals öffentlichkeitswirksam Empfehlungen zur Nutzung von Smartphones in Schulen. Im Zentrum der Debatte standen die Herausforderungen und Gefahren sowie die Chancen und Risiken, die der Umgang mit Smartphones und sozialen Medien insbesondere für jüngere Schülerinnen und Schüler mit sich bringt.
An der Diskussion nahmen Silke Müller, Oberschuldirektorin der Waldschule Hatten und Autorin des Buches aus dem Jahr 2023„Wir verlieren unsere Kinder“, sowie Martin Harris Hess, Generaldirektion Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien (CNECT), Teamleiter für Kinderschutz im Rahmen des Digital Services Act bei der Europäischen Kommissionteil. Al weitere Gäste waren MdEP Sabine Verheyen, Mitglied des Europäischen Parlaments Erste Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung sowie Mechthild Appelhoff, Leiterin der Medienorientierung bei der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), brachte ihre Expertise ein.
Der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, Nathanael Liminski richtete mit einer Videobotschaft an das Publikum. Er betonte fünf zentrale Ziele zur Verbesserung des Umgangs mit digitalen Medien:
- Stärkung der Medienkompetenz bei Eltern, Schülern und Lehrern
- Verantwortung jedes Einzelnen in der Gesellschaft für einen bewussten Umgang mit digitalen Plattformen
- Schaffung eines klaren rechtlichen Rahmens durch den Gesetzgeber zum Schutz vor negativen Folgen digitaler Medien und Regulierung der Unternehmen
- Etablierung besserer Medienbildung, um Respekt und Menschenwürde auch im Internet zu zeigen
- Förderung gemeinschaftlicher Maßnahmen an Schulen zur Prävention
Die Diskutierenden waren sich einig, dass Betreiber von Online-Plattformen stärker reguliert und in die Verantwortung gezogen werden müssen, um den wachsenden Suchtfaktor, die zunehmende Isolation und die negativen Auswirkungen sozialer Medien auf Kinder und Jugendliche einzudämmen. Besonders problematische Trends auf Plattformen wie TikTok, die zu selbstverletzendem Verhalten oder anderen gefährlichen Situationen führen können, wurden als dringende Handlungsfelder identifiziert. Die Kommission betonte, dass der Digital Services Act (DSA) bereits viele der Probleme adressiert und zukünftig Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen wird, mehr Verantwortung für die Sicherheit und den Schutz ihrer Nutzer zu übernehmen.
Mechthild Appelhoff stellte Initiativen der LfM wie die Medienscouts, den Cybergrooming-Button und das Internet-ABC vor, die als erfolgreiche Präventionsmaßnahmen an Schulen dienen. Diese Programme zielen darauf ab, sowohl Lehrkräfte als auch Schüler im verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien zu schulen. Frau Müller betonte, dass Schulen besser miteinander kooperieren und gemeinsame Strategien zur Lösung der Problematik entwickeln sollten. Sie hob Nordrhein-Westfalen als Vorreiter in der Vermittlung von Medienkompetenz hervor und forderte, dass die Sensibilisierung für das Thema noch stärker im Bildungssystem verankert wird.
Ob die Untersagung der Nutzung oder eine eingeschränkte Nutzung eines Smartphones an Schulen sinnvoll ist oder nicht, wurde streitig diskutiert. Konsens bestand darin, dass ein noch engeres Zusammenspiel von Politik, Gesellschaft, Schulen und Unternehmen wie auch den Eltern nötig sei, um die negativen Auswirkungen von sozialen Medien auf Kinder und Jugendliche nicht noch weiter eskalieren zu lassen. Plattformbetreiber müssen strenger reguliert werden. Am Ende sei aber im Kontext einer gesellschaftlichen Verantwortung auch jeder Einzelne gefordert, einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien vorzuleben und zu fördern.
Kontakt
Dr. Kristina Wojcik
kristina.wojcik[at]lv-eu.nrw.de (kristina[dot]wojcik[at]lv-eu[dot]nrw[dot]de)
Kurzwahl 871-737
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